Der Roboter Nao kommt etwa zwei bis drei Mal pro Woche in die Karlsruher Kita, wo die Kinder der inklusiven Karlsruher Kita im Lebenshilfehaus mit dem Kitapersonal und mit dem Roboter âNaoâ tanzen und singen. Die 58 Zentimeter kleine, menschenĂ€hnliche Maschine ist Teil eines Forschungsprojektes des Karlsruher Instituts fĂŒr Technologie, das KĂŒnstliche Intelligenz und Robotik im Alltag ausprobiert. Gesungen werden etwa gemeinsame Morgenlieder, er motiviert unglaublich und weckt auch einfach das Interesse und die Neugier. Die Kinder befolgten etwa SportĂŒbungen viel lieber auf Anweisung von Nao, wobei vor allem autistische Kinder gut auf Nao reagieren. Begleitet wird das Projekt von Tamim Asfour, der am Karlsruher Instituts fĂŒr Technologie zu Robotik forscht, und seine Mitarbeitenden tauschen sich seit der Ankunft von Nao im Februar dieses Jahres regelmĂ€Ăig mit den KitafachkrĂ€ften aus, wobei man dann benötigte Funktionen fĂŒr den Roboter programmiert.
RĂŒckmeldungen fanden sich im Sonntagsblatt vom 14. Juni 2023:
„Herr Nao ist lustig, weil er so viel Quatsch macht“, sagt ein blondes MĂ€dchen in der Kita der Lebenshilfe in Karlsruhe, bevor eine Runde Gymnastik mit dem Roboter beginnt. Kinder und Roboter „NAO“ singen und tanzen gemeinsam, heben die Arme oder zeigen auf ihre Nasen. Als der 58 Zentimeter groĂe und 5,6 Kilogramm schwere Roboter umkippt, stellt sich ein anderes MĂ€dchen beschĂŒtzend hinter ihn. Seit Februar begleitet der niedliche, weiĂe „NAO“ mit den runden Augen die MĂ€dchen und Jungen der inklusiven Kita im Lebenshilfehaus in Karlsruhe. Gemeinsam mit dem Karlsruher Institut fĂŒr Technologie (KIT) wird getestet, wie der humanoide Assistent „NAO“ die frĂŒhkindliche PĂ€dagogik unterstĂŒtzen kann. Die Kinder mit und ohne Behinderung seien sehr neugierig und interessiert, was der Roboter alles könne, sagt die Leiterin der Kita Christina Speck am Mittwoch vor Journalisten in Karlsruhe. Damit leiste er einen wichtigen Beitrag zum frĂŒhkindlichen Erwerb von Medienkompetenz. Nicht nur die Kinder, auch die Eltern seien sehr offen fĂŒr die neue Technik, die zwei bis drei Mal pro Woche zum Einsatz kommt. Personal werde der Computer aber nicht ersetzen, betonte Speck: „Er kann kein Kind auf den SchoĂ nehmen und trösten.“ Das werde immer ein Mensch machen. Der Roboter motiviere die Kinder etwa, sich zu bewegen oder „Tai Chi“-Ăbungen zu machen. Besonders autistische Kinder reagierten positiv auf „NAO“, hat sie beobachtet. „Wir entwickeln eine Technologie, um Menschen zu unterstĂŒtzen und ihre LebensqualitĂ€t zu verbessern“, sagt Professor Tamim Asfour vom Institut fĂŒr Anthropomatik und Robotik. Mit Experimenten zur spielerischen Sprach- und Bewegungsförderung in der Kita solle eine KĂŒnstliche Intelligenz (KI) fĂŒr Menschen erfahrbar werden. Der Roboter könne tanzen und erzĂ€hlen, aber nicht mit den Kindern sprechen. Er werde von den Wissenschaftlern nach den BedĂŒrfnissen in der Kita programmiert. Unterhalten könne er sich aber mit den Kindern nicht, so Asfour. Eine solche Programmierung sei „nicht so einfach, wie viele denken“. DafĂŒr sei noch sehr viel Forschungsarbeit nötig: „KI kann noch lĂ€ngst nicht alles, auch wenn das viele Menschen denken.“ Daten wĂŒrden aber nicht durch den Roboter selbst erfasst, beruhigt der Wissenschaftler. Das sei in Deutschland ethisch und rechtlich nicht möglich. Lediglich die Erzieherinnen und Erzieher berichteten den Forschenden, wie der Roboter genutzt werde. Die Wissenschaftler erproben derzeit noch sechs weitere „NAO“s in Karlsruhe – in einer weiteren Kita, aber auch in Schulen und einem Krankenhaus. Ob das Projekt in der Kita ein Erfolg werde, wĂŒrden allein die Kinder entscheiden, betont er. Und genauso wie die Kinder, muss auch der Roboter nach dem Mittagessen eine Ruhezeit machen – „um den Akku aufzuladen“, erklĂ€rt eine Erzieherin.
Literatur
dpa-infocom, dpa:230607-99-974331/2
https://www.sonntagsblatt.de/artikel/gesellschaft/herr-nao-macht-so-viel-quatsch-wenn-ein-roboter-die-kita-geht