Roboter als Dirigent

Die Dresdner Sinfoniker, bekannt für innovative Projekte in der zeitgenössischen Musik, feiern ihr 25-jähriges Jubiläum mit einem einzigartigen Vorhaben: Sie werden von einem Roboter dirigiert. Diese Idee entstand vor über 20 Jahren, als ein menschlicher Dirigent bei einer besonders schwierigen Komposition ausrief: „Ich bin doch kein Roboter!“

Für die Umsetzung dieses Projekts arbeitet das Orchester mit dem Exzellenzcluster CeTI der TU Dresden zusammen. Professor Frank Fitzek vom CeTI betont, dass die Kooperation zwischen Menschen und Robotern ein Kernthema ihrer Forschung ist. Das sei komplex, mache aber Dinge möglich, die ein Mensch nicht könne. Etwa die Komposition „#kreuzknoten“ von Wieland Reissmann, in denen sich überkreuzende Tempi geleitet werden müssen – ein Teil wird schneller, der andere wird langsamer. Das ist für einen menschlichen Dirigenten nahezu unmöglich zu meistern. In einer weiteren Uraufführung, „Semiconductor’s Masterpiece“, kommen drei Roboterarme voneinander unabhängig dirigerend zum Einsatz.

Die Entwicklung eines dirigierenden Roboters erwies sich als komplexe Aufgabe. Der Roboter verfügt über drei Dirigier-Arme, was für die Musiker eine besondere Herausforderung darstellt, da sie jeweils auf einen bestimmten Taktstock achten müssen. Eine zusätzliche Schwierigkeit besteht darin, dass der Roboter keine Rückkopplung gibt.

Die Weltpremiere dieses einzigartigen Projekts soll im Festspielhaus Hellerau stattfinden, nachdem die Proben mit dem Orchester begonnen haben. Dieses Vorhaben demonstriert die fortschreitende Entwicklung in der Mensch-Roboter-Interaktion und eröffnet neue Möglichkeiten in der Musikwelt.


In der Presse hieß es nach der Premiere

Bei der Premiere des Programmes „Roboter.Sinfonie“ am Samstag liefen Technik und Musiker im Dresdner Festspielhaus Hellerau wie am Schnürchen. Das Publikum war begeistert und spendete viel Beifall, wie die deutsche Nachrichtenagentur DPA berichtete.
Für das Projekt hatte Sinfoniker-Intendant Markus Rindt Spezialisten der Technischen Universität Dresden gewinnen können. Im Exzellenzcluster CeTI (Centre for Tactile Internet with Human-in-the-Loop) „lernte“ die Dirigentenmaschine, wie Takte geschlagen und Dynamiken angezeigt werden können. „Wir haben nicht das Ziel, künftig Dirigenten zu ersetzen“, sagte Rindt. Man wolle aber Neuland betreten und ausprobieren, was mit einem Dirigenten am Pult alles gehe.
Zur Premiere dirigierte der Roboter zwei Uraufführungen – das Stück „#kreuzknoten“ von Wieland Reissmann und „Semiconductor’s Masterpiece“ von Andreas Gundlach.
Das Ensemble rekrutiert sich aus Musikerinnen und Musikern mehrerer Orchester aus dem In- und Ausland und fühlt sich ausschliesslich der zeitgenössischen Musik verpflichtet. Oft ging es bei den Projekten auch um politische Themen. 2017 etwa protestierten die Sinfoniker musikalisch mit einem Konzert an der Grenze zwischen Mexiko und den USA gegen die vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump geplante Mauer. 2013 führten die Sinfoniker mit arabischen Kollegen im Westjordanland die „Symphony for Palestine“ auf.


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